„Ranger überschreiten Grenzen…“ – Zumindest im positiven Sinn taten dies rund 160 Rangerinnen und Ranger an der deutsch-schweizerischen Grenze.
Wie jedes Jahr lud der Bundesverband Naturwacht seine Mitglieder und Interessierte zur jährlichen Tagung Mitte März ein. In diesem Jahr war die Tagung allerdings etwas ganz besonderes.

Sie fand zum einen in der Schweiz in Riehen (einem Stadtteil Basels) statt, zum anderen wurde gemeinsam mit den Ranger-Kolleg*innen aus der Schweiz (Swiss Rangers) getagt. Vom 14.-17. März wurde über viele wichtige Themen der Rangerarbeit gesprochen und referiert. Geehrt wurden die Tagungsgäste durch Grußworte von Vertreterinnen der gastgebenden Kommunen, des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, des Präsidenten der Pro Natura Basel sowie der Präsidentin und des Präsidenten der beiden Rangerverbände.
Nach einer langen Corona-Flaute, während der die Tagungen entweder nur online, oder nur mit wenigen Personen stattfinden konnten, waren alle sichtlich bewegt, sich wieder zu sehen. Viele Teilnehmende lagen sich bei der Begrüßung sogar lange in den Armen. Ein Zeichen, das die Ranger*innen den Austausch sehr vermisst hatten. Dieser Austausch wird seit 1995 gepflegt und verbindet Kolleg*innen aus Ost und West, von Nord nach Süd. Genauso wenig wie die Tier- und Pflanzenarten, die wir schützen, sich an Grenzen halten, so wenig denken Ranger*innen in Grenzen. Insofern war das Motto der Tagung in vielfacher Hinsicht gut gewählt. Auch die Fachvorträge reihten sich an diesem roten Faden auf. So ging es beispielsweise um das Thema, wie gefordert viele Kolleginnen während der Pandemie waren. Besucherdruck vorher unvorstellbaren Ausmaßes, plötzlich völlig neue Regeln wie man mit Besuchenden der Schutzgebiete umgehen soll, oder neue Verordnungen, die es schwierig machten mit Kindern unterwegs sein zu können, waren eine echte Bewährungsprobe.
Über dieses große Themenfeld sprachen Urs Reif (leitender Ranger NLP Schwarzwald und ERF Präsident) und Lukas Frei (Ranger Lombachalp). In einem Dialog mit den Teilnehmenden kam heraus, dass viele in den letzten 3 Jahren tatsächlich in ihrem Arbeitsleben an ihre persönliche Grenze gestoßen waren.
Ein weiterer Vortrag gab es zu den Ranger*innen der Stadtnatur Berlin. Der Vortrag handelte von Rangerinnen und Naturschutz in der Großstadt. Ein Projekt, das sicher Zukunftspotential hat, gerade weil es aufzeigte, wie eng manchmal die Übergänge zwischen geschützter und urbaner Natur sein können.
Danach ging es mit einem Beitrag zu der Partnerschaft mit Rangern aus El Salvador und Deutschland, betrieben vom Bayerischen Wald, weiter.
Zwei weitere spannende Vorträge gab es zur Renaturierung der Wiese, dem Gastgebenden Schutzgebiet und den Pheno-Rangers, einem Monitoring- und Sensibilisierungsprojekt in der Schweiz.
Zwischen den Vorträgen wurden die Generalversammlung der Swiss Rangers und die Mitgliederversammlung des Bundesverbands Naturwacht abgehalten. Selbstverständlich waren die Mitglieder des jeweils anderen Verbands herzlich zur Teilnahme eingeladen.
Bei der Mitgliederversammlung des deutschen Bundesverbands Naturwacht standen Vorstandswahlen an. Nach langer Tätigkeit im Vorstand schieden mehrere Mitglieder aus ihren Ämtern. Einschließlich dem Vorsitzenden Carsten Wagner, der vieles von dem, was er etabliert und auf den Weg gebracht hatte, nun der neu gewählten Doppelspitze übergeben konnte. Die neue Verbandsspitze besteht aus Milena Kreiling vom Nationalpark Unteres Odertal gemeinsam mit Robby Meißner vom Nationalpark Harz. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Jens Liß aus dem Nationalpark Schwarzwald gewählt. Die Beisitzenden setzen sich zusammen aus Martha Koelbing (Landschaftspark Wiese), Carolin von Prodzinsky (Biosphärenreservat Spreewald), Nico Brunkow (Naturpark Schlaubetal) und Patric Heintz (Naturwacht Saarland).
In den letzten Jahren hat der Bundesverband einiges an Zulauf bekommen und konnte sich als Stimme der Ranger*innen bundesweit Gehör verschaffen. Erklärtes Ziel des neuen Vorstandes ist es, die Erfolgsgeschichte des Verbandes fortzuführen. „Gute, vorhandene Ideen bewahren und neue Ideen etablieren“ dürfte die Devise sein, damit der gemeinnützige Verein auch in Zukunft möglichst viel im Sinne für seine Mitglieder und die Natur erreichen kann.

Zum Abschluss der Tagung wurde am Freitag traditionell in die umliegende Natur ausgeschwärmt. Die Teilnehmenden verteilten sich auf 4 verschiedene Exkursionen, die (wie könnte es anders sein) über die Grenzen hinweg im Grenzgebiet Frankreichs, der Schweiz und Deutschlands stattfanden. Abschließend bleibt wohl nur festzuhalten, dass alle Beteiligten den Austausch untereinander und die Nähe der Kolleg*innen über alle Grenzen hinweg als sehr wertvoll erachteten. Zwischen den Vorträgen wurde die Zeit genutzt, um direkt Kontakte zu knüpfen. So konnte man im Foyer und den Gängen in den Pausen Sätze hören, wie: „Sag mal, ihr habt doch schon länger Erfahrung im Wolfsmonitoring…“ oder „Wie macht ihr das eigentlich bei euren Rangertouren…“
Fragen, die Wissen und Erfahrung austauschen und Menschen vernetzen, die mit Leidenschaft vor allem für eines stehen: Den Erhalt von seltener Natur und die Vermittlung von Wertschätzung für diese Natur.
Das ist der Spirit, der bei der Tagung wieder allgegenwärtig war. Ein grenzüberschreitendes Erlebnis für alle, die dabei waren.